Der Last Call kam am 8. November 2020 für den Flughafen Berlin-Tegel (TXL). Damit endete nach fast 60 Jahren der Flugbetrieb auf dem ehemaligen West-Berliner Flughafen. In dieser Zeit hatte sich „Tegel“ vom passagiermäßig eher unbedeutenden Frontstadt-Flughafen zum viertgrößten Airport Deutschlands entwickelt – zuletzt mit 29 Millionen Passagieren im Jahr 2019. Errichtet worden war er für ein maximales Passagieraufkommen von rund 2,5 Millionen Fluggästen.
Blickdicht|Fotografie hatte nach der Schließung in diesem Sommer noch einmal Gelegenheit, den Flughafen zu besuchen und erlebte dabei ein Bauwerk, das von jeder Funktionalität befreit eine ganz eigene ästhetische Schönheit offenbart.
Als „Flughafen der kurzen Wege“ in Hexagon-Form mit 14 Flugsteigen und Taxivorfahrt im Innenbereich hatte das Architekturbüro gmp den Flughafen konzipiert. Bestimmend ist das markante 60er-Jahre Designkonzept, das dank Denkmalschutz auch weiter erhalten bleiben wird. Das geometrische Ordnungsprinzip des Dreiecksrasters im Grundriss setzt sich in einzelnen Bauelementen fort. Der überall sichtbare Beton betont die Rohbaustruktur und wird ergänzt durch ein markantes, gleichwohl unauffälliges Farbkonzept aus Pastelltönen.
In dem permanenten Ausnahmezustand, in dem sich Tegel in den letzten Jahren befand, gingen diese architektonischen Details schlicht unter. Der Flughafen kam deutlich an seine Belastungsgrenzen, mit chaotischen Szenen zu Ferienzeiten, langen Wartezeiten auf Gepäck oder Abfertigung selbst in flugarmen Zeiten und einer insgesamt überforderten Infrastruktur. Zuletzt landete Tegel bei Umfragen auf Platz 3 bzw. 4 der weltweit schlechtesten Flughäfen.
Aus dem ehemaligen Flughafen wird jetzt die Urban Tech Republic. Auf einer Fläche von insgesamt 500 Hektar soll ein Forschungs- und Industriepark für moderne Technologien entstehen mit einem Potenzial von 1000 Unternehmen und bis zu 20.000 Beschäftigten. Außerdem sind im Umfeld mehrere große Wohnungsbauprojekte geplant.
